Bad oder Heizung im Internet kaufen - ein Volltreffer?

Unternehmer Dietmar Brinkmann im Interview

Eigenheimbesitzer sollten auf Markenqualität vom SHKFachhandwerker bauen – das zeichnet sich am Ende aus und rechnet sich unter dem Strich.

Mehrwert durch Handwerk statt scheinbarer Online-Schnäppchen. Foto. Fotolia

wasserwaermeluft.de wollte es wissen und hat nachgefragt. Bei einem, der es wissen muss. Dietmar Brinkmann ist seit 36 Jahren Geschäftsführer des Bauunternehmens SBS Brinkmann GmbH. Mit SHK-Handwerkern hat er täglich zu tun, ebenso mit deren Kunden.

WWL: Herr Brinkmann, als Bauunternehmer haben Sie mit vielen Gewerken zu tun, u. a. auch mit dem SHKFachhandwerk und Kunden, die sich ein neues Bad planen lassen wollen. Ihre Erfahrungen interessieren uns. Kommt es häufiger vor, dass Ihre Kunden Sanitärobjekte im Internet kaufen wollen?

Brinkmann: Bei größeren Sanitärobjekten selten – denn Zurücksenden bei Nichtgefallen oder Nichtpassen ist bei größeren Sanitärprodukten wie Waschtischen oder Badmöbeln etwas kompliziert. Außerdem ist ein neues Bad beratungsintensiv. Es gilt, Fragen zu beantworten, Produkte zu erklären und ggf. Probleme zu lösen. Das kann nur ein SHK-Fachhandwerker. Beim gemeinsamen Besuch mit dem Bauherrn in der Fachausstellung gibt es Hinweise und Tipps, da werden Bedenken geäußert und es wird auf den Kunden eingegangen. Unter dem Strich kommen Ergebnisse heraus, die oft kaum mit Geld zu bezahlen sind bzw. sehr viel Geld sparen helfen.

WWL: Und wie sind Ihre Erfahrungen bei „kleineren“ Badprodukten wie z. B. Armaturen?

Brinkmann: Bei Armaturen kommen häufiger die Kunden mit dem Ansinnen zu mir, diese im Internet zu kaufen, vor allem Designarmaturen. Doch da laufen meine Kunden Gefahr, auf Kopien hereinzufallen oder generell schlechte Qualität zu kaufen. Damit hat man nur Ärger.

WWL: Welchen Ärger gab es denn mit diesen Armaturen?

Brinkmann: Zunächst einmal sind sie funktional sehr schlecht, d. h. die Qualität lässt zu wünschen übrig. Sie sind oft undicht und haben generell eine mangelhafte Verarbeitung – produziert in Billiglohnländern und vertrieben von Deutschland aus. Irgendwo müssen die Dumpingpreise ja herkommen. Z. B. konnte mein SHK-Handwerker eine Unterputzarmatur nur zwei Zentimeter verlängern, mehr war nicht möglich – der Fliesenleger benötigte aber vier Zentimeter.

Bei einem anderen Kunden hat mein SHK-Handwerker zwei Wandarmaturen über einem Doppelwaschtisch eingebaut. Die eine funktionierte normal, die andere spritzte alles nass. Bei der Reklamation wollte man meinem Kunden dann erzählen, das läge am Wasserdruck – was in dieser Montagesituation nicht möglich ist, da der Druck beider Armaturen an einer Leitung gleich ist. Er sollte für 48 Euro eine andere Kartusche bestellen, die für höheren Druck ausgelegt sei. Ein kostenloser Austausch wurde zunächst verweigert. Durch diese besondere Vergleichssituation der beiden Armaturen nebeneinander konnte er am Ende den Defekt der Kartusche beweisen – aber was wäre gewesen, wenn nur EINE Armatur installiert worden wäre. Außerdem ist es ja so, dass man nicht nur eine Armatur benötigt, sondern auch das passende Montagematerial. Hier kennt sich nur der SHK-Profi aus. Außerdem sollte man bedenken: Wenn ein SHK-Handwerker sich darauf einlässt, ein Produkt aus dem Internet fachmännisch einzubauen, er sich in der Regel einen Verzicht auf Gewährleistungsansprüche unterschreiben lässt – zumindest was das Produkt betrifft.

Gewährleistungsansprüche beachten

WWL: Haben Sie Erfahrungen gemacht zum Thema Schallschutz und Wärmedämmung bei Armaturen aus dem Internet?

Brinkmann: Da ich mit dem SHKHandwerk eng zusammenarbeite, kann ich dazu nicht viel sagen. Das Thema wird selbstverständlich von den SHK-Fachbetrieben ohne Weiteres immer mitbedacht – ohne darüber zu reden. Das gehört einfach dazu. Und am Ende ist es natürlich auch wichtig für meine Kunden, damit sie eine ordentliche Installation mit Qualitäts-Produkten im Bad haben. An einen Fall erinnere ich mich aber noch: Eine Unterputzarmatur aus dem Internet wurde lediglich mit dem „blanken“ Unterputzkörper geliefert, ohne Schallschutz und Wärmedämmung. Wenn eine Armatur so installiert wird, führt das zu Schallschutzstörungen im ganzen Haus, unter Umständen Ruhestörungen und Lärmbelästigung vom Dach bis zum Keller.

Ich rate ohnehin jedem meiner Kunden, nicht nur bei Kleidung oder Autos auf Marken zu setzen, sondern auch bei Produkten für das Bad. Auf Markenqualität zu bauen, zeichnet sich aus und rechnet sich unter dem Strich. Hier hilft der SHK-Handwerker, denn er kennt sich aus und kann den Kunden richtig beraten. Und sollte doch mal eine Armatur tropfen, genügt ein Anruf: Der SHK-Fachhandwerker kommt, baut die defekte Armatur kostenlos aus, baut eine Ersatzarmatur ein bis die reklamierte Armatur repariert oder ausgetauscht und wieder eingebaut wird – alles kostenlos im Rahmen der Gewährleistung. Oder er repariert direkt vor Ort – manchmal muss ja auch nur eine Kartusche gewechselt werden. Das kann der Endkunde natürlich nicht sehen und wissen.

WWL: Kommen auch manchmal Kunden mit dem Ansinnen, eine Heizungsanlage im Internet zu kaufen?

Brinkmann: Es kommt schon mal vor – aber wirklich nicht oft –, dass ein Kunde eine Heizung im Internet gefunden hat und fragt, ob er sie dort kaufen könne und der Installateur diese einbaut. Ich weiß, dass nicht nur mein SHK-Fachhandwerker sondern auch viele andere sich weigern, solche Heizungen aus dem Internet einzubauen. Denn der Handwerker übernimmt für das gesamte Werk Gewährleistung. Aus diesem Grund lehnen etliche SHK-Handwerker den Einbau beigestellter Komponenten oder den Weiterbau von angefangenen Heizungsanlagen generell ab.

WWL: Und wenn der Kunde die Heizung selbst einbauen kann oder jemanden kennt, der sie einbaut?

Brinkmann: Nur wer selbst planen, einbauen und instandsetzen kann, also auf SHK-Fachhandwerker nicht angewiesen ist, kann eventuell den Bedarf und die Qualität des eingekauften Materials beurteilen und hat am Ende eine funktionstüchtige Heizungsanlage.

In allen anderen Fällen ist der Fachhandwerker vor Ort die beste Adresse, der auch nötigenfalls zwischen Weihnachten und Neujahr erreichbar ist und sofort vorbei kommt. Denn es ist schwer, einen Fachhandwerker dafür zu gewinnen, eine Anlage zu reparieren, die er nicht selbst eingebaut hat – schon gar nicht kurzfristig. Wer also auf Instandsetzung und Wartung durch Dritte angewiesen ist, ist gut beraten, das Material für die Heizungsanlage nicht über das Internet zu beschaffen. Und wer sogar noch für die Installation einen Bekannten oder „Kumpel“ vom Bekannten benötigt, sollte von diesem Vorhaben im eigenen Interesse Abstand nehmen.

Nur ein Beispiel: Ein Bauherr hat sich sein „Heizungspaket“ online gekauft und von einem handwerklich erfahrenen Freund einbauen lassen. Zwei Tage später lief die Therme nicht mehr. Derjenige, der die Anlage eingebaut hat, war erst nicht erreichbar, dann hatte er keine Zeit. Mit größter Mühe hat der Bauherr einen SHKFachhandwerker vor Ort gefunden, der bereit war, sich die Anlage anzusehen. Durch den Austausch von einem Bauteil, Nachrüsten von Komponenten und die richtige Einstellung der Heizungsanlage konnte er die Fehler vom Vorgänger beheben. Das hätte aber auch anders ausgehen können...

Am Ende hatte der Bauherr zwar eine funktionierende Heizungsanlage – aber völlig überdimensioniert für sein Haus und mit einer abgespeckten Steuerung. Mit dem richtig zugeschnittenen Angebot vom ortsansässigen SHK-Profi wäre er besser und unter dem Strich sogar günstiger gefahren.

Vor-Ort-Beratung macht den Unterschied

WWL: Zum Thema Plagiate im Internet. Haben Sie Erfahrungen gemacht diesbezüglich im Heizungsbereich?

Brinkmann: Ich selbst nicht, aber ich kenne auch hier einen Fall: Ein Eigenheim-Besitzer musste seine Heizungspumpe erneuern. Er suchte im Internet, ein Freund baute sie ihm ein. Nach etwas mehr als einem Jahr war die Pumpe defekt. Der Freund wandte sich an den Händler und am Ende an den Hersteller. Dieser war sehr bemüht, musste aber feststellen, dass dieses Produkt von ihm nicht hergestellt worden war. Denn: Diese Seriennummer gab es nicht; sie war gefälscht und es handelte sich somit um ein Plagiat. Folglich gab es keinerlei Gewährleistungsansprüche und keinen Anspruch auf Ersatz. Pumpe und Neueinbau mussten vom Käufer aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

Mein Rat gilt daher allen meinen Kunden: Wenn es um SHK-Produkte geht? Nur vom Fachhandwerker vor Ort.

WWL: Vielen Dank für das Gespräch.

Mehrwert durch Handwerk statt scheinbarer Online-Schnäppchen.

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